Proteste am Hambi gehen weiter!
„Wir rufen die Polizei auf, gegen ihren Einsatz zu protestieren“
von Manuela Cengiz Bechert
Am Hambacher Forst könnten bald schon wieder die Räumungsfahrzeuge durch den Wald rollen. Die Stadt Kerpen hat eine Allgemeinverfügung für das an den Hambacher Forst grenzenden Sündenwäldchen gestellt. „Wenn die Politik versagt, haben wir Menschen die Pflicht unseren Lebensraum und die Natur zu verteidigen“, so hieß es auf der Pressekonferenz, zu der am vergangenem Montag eingeladen wurde. Für den 19. Oktober ist eine Demonstration geplant. Was die meisten Menschen nicht wissen: der Hambi ist bis heute besetzt und es gibt immer noch Kämpfe zu kämpfen.

Die Mitglieder der AKL NRW solidarisieren sich mit den Protesten am Hambacher Forst.
Momentan geht es ganz konkret um den Sündenwald, der wie eine kleine Insel aus dem braunen Sand des Abbaugebietes ragt. Dieser soll nun auch im Loch verschwinden. Die Stadt Kerpen hat eine „Allgemeinverfügung zur Räumung eines Rest-Waldstückes“ verhängt, daher rufen nun mehrere Bündnisse zum Protest auf und haben zu einer Pressekonferenz eingeladen. Auf dem Podium sitzen Michael Zobel, bekannt als Hambiführender Waldpädagoge, Maria Arians vom Wasser Bündnis Rheinisches Revier und Ansel Momz vom Bündnis „Kirche im Dorf lassen“.
In ihrer Allgemein Verfügung untersagt die Stadt Kerpen fortan jedes Betreten und Befahren von Betriebsfremden, bis die „Freimachung der Flächen“ abgeschlossen ist. Die Begründung der Stadt zeigt, dass hier nicht der Mensch und ein schützenswerter Lebensraum im Fokus stehen, sondern ganz allein das Interesse von RWE. Sollte es zu Verzögerungen kommen, so die Stadt, ist mit „schweren wirtschaftlichen Folgen für die RWE Power AG“ zu rechnen.
Zu der für den 19. Oktober geplanten Demonstration stellt man sich also nicht nur schützend vor die noch übrig gebliebenen Bäume des Sündenwäldchens, sondern vielmehr als Mahnmal vor das Ausbeuten von Lebensraum und Menschen eines Großkonzerns. „Ich hoffe, dass wir das ausbeuterische System verändern können“, sagt Blance, die für den Wald und die dem Sündi vorgelagerte Mahnwache spricht. Ansel von der christlichen Initiative „Kirche im Dorf lassen“ appelliert an die sich Freund-und-Helfer-Nennenden: „Wir rufen die Polizei dazu auf, den Dienst zu verweigern, wenn sie hier für diese Zerstörungsmaßnahmen eingesetzt werden“.
Maria vom Wasser Bündnis Rheinisches Revier macht deutlich, dass dies was hier passieren soll, ein Ökozid auf Ansage ist. Und dass die abstrus zusammengestrickten Ideen höchstens für manch einen Yuppie auf dem Werbeprospekt gut aussehen. „Es wird gelogen wo man hinschaut“, so die Wasserexpertin.
Genau sieben Jahre ist es her, dass hier am Hambacher Wald eine Großdemo mit über 50.000 Menschen gegen die Abholzung des Waldes nebst dem Braunkohlerevier stattgefunden hat. Zwei Tage zuvor wurde ein Rodungsstopp erteilt. Heute ist klar, dass damals ohne jegliche Rechtsgrundlagen der Wald teilweise schon gerodet und geräumt wurde. Trotzdem war es vor sieben Jahren ein Sieg für die Besetzer:innen und ein Sieg über das kapitalistische Handeln des Großkonzerns RWE.
Jetzt ist es an der Zeit erneut auf die Barrikaden zu gehen. Einst hat man hier die Menschen aus reiner Profitgier umgesiedelt. Heute sind fast alle Häuser verfallen, wahrscheinlich wären sie längs dem Erdboden gleichgemacht, wenn die Bäume des Sündis nicht besetzt wären.
Daher ruft die Antikapitalistische Linke in der Partei Die Linke (AKL) dazu auf, den Kampf zu unterstützen. Denn dies ist nicht nur ein Kampf, um ein circa 1 Hektar großes Waldstück, sondern ein Kampf für ein gerechteres System – ein antikapitalistischer Kampf.